Therapeutische Beziehung

Wenn P. Watzlawick für die Kommunikationsklärung generell empfiehlt die Beziehungsebe­ne zu klären, bevor eine Bearbeitung von Inhalten sinnvoll und erfolgreich sein kann, dann macht dies besonders deutlich, dass eine psychotherapeutische Arbeit als Zusammenarbeit von mindestens zwei Interaktionspartnern, von der Qualität der therapeutischen Beziehung beeinflusst wird. Sie bestimmt für welche Themen der nach Veränderung suchende Mensch die Türen öffnet und auf welche therapeutischen Techniken einlassen kann. Wo therapeutische Wirkung erzielt werden kann, steht diese in Wechselwirkung zur Beziehung zwischen Therapeut und Klient.

Deshalb ist es für mich unerlässlich, die therapeutischen Beziehung bewusst einzubeziehen und darum:

  • mich als Mensch in der Begegnung sichtbar zu machen,
  • eine innere Haltung von Empathie und Wertschätzung zu entwickeln und dennoch
  • im Beziehungsangebot flexibel und orientiert auf das Gegenüber zu bleiben,
  • meine interpersonelle Kompetenz zu schulen und diese bei Bedarf an die Patienten weiterzugeben,
  • ein Maß an Offenheit zu verwirklichen, bei dem, eine dosierte Mitteilung von eigenen Erfahrungen möglich ist.

Dies bedeutet für mich therapeutische Beziehungsgestaltung zwischen den Polen „absoluter Abstinenz“, bei der sich der Therapeut grundsätzlich entzieht bzw. ausschließlich mit seinem Fachwissen zugänglich ist und dem „unreflektierten Einssein“, das die grundlegende Asym­metrie einer Therapie aufhebt, die darin liegt, dass ein Mensch sein bedachtes, auf Heilung orientiertes Handeln über längere Zeit und in unterschiedlichen Prozessen, einem anderen Menschen zur Verfügung stellt.

Es ist der Versuch einer differenzierten Begegnung, die sich an der Persönlichkeit des Patien­ten, seiner Neigung zur Externalisierung von Problemen und anderem mehr orientiert. Diese lebt von klaren Grenzen und der Gestaltung des Kontaktes an diesen. Sie darf aber nicht zu einem Werkzeug verkommen! Darum bedarf es einer inneren Achtsamkeit als Grundlage für Echtheit und Resonanz in der Begegnung, die eine affektive Beziehung in Form von Wertschätzung zulässt und zugleich einen Halt gebenden Rahmen für Übereinstimmung in Zielen und Aufgaben bietet und, wo Bedarf ist, auch therapeutische Techniken verständlich und durchführbar macht.

Meiner Meinung nach erlaubt dies eine therapeutische Begegnung, die der Selbstbestimmung von Menschen gerecht wird und deren Wunsch nach Einbeziehung verschiedenster Wege zur Heilung entgegen kommen kann. Natürlich entsteht hier eine Dynamik, dass auch wider­sprüchliche oder schädliche Methoden gleichzeitig zur Anwendung kommen. In Berufung auf den Wert der Offenheit kann ich den Patienten um Mitteilung all seiner Heilmaßnahmen bitten und meine „subjektive Wahrheit“ beitragen. In Achtung des Klienten muss ich seine Entscheidung respektieren und im Notfall meinen Beitrag in einer aus seiner Sicht schädlichen Entwicklung für ihn beenden. Eine Unterwerfung, häufig durch Angstszenarien motiviert, halte ich grundsätzlich für un-heil-voll. Eine kurzfristige Abwehr von Krankheit sollte daher nicht mit dem Erreichen von Heilung verwechselt werden.

Josef King
Diplom-Psychologe
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