Ausgewählte Psychotherapieformen
Hier möchte ich die Therapiemethoden vorstellen, die ich ausführlicher kennengelernt habe und auch aktiv praktiziere:
Verhaltenstherapie
Ausbildung 1984-87
Der Grundgedanke der Verhaltenstherapie ist, dass alles menschliches Verhalten, sichtbare Aktivitäten wie unsichtbare Gedanken, Gefühle und physiologische Prozesse, durch Lernen wesentlich beeinflusst sind. Deshalb können sie auch ver-, um- und neu gelernt werden.
In der Therapie soll der einzelne Mensch in die Lage versetzt werden, diejenigen Verhaltens-muster zu verändern, die seinem Wohlbefinden im Wege stehen bzw. Verhalten zu lernen, das dazu notwendig ist und noch nicht zur Verfügung steht. Um dies zu erkennen steht zu Beginn eine Verhaltens- und Bedingungsanalyse. Danach erfolgt die gemeinsame Erarbeitung der Ziele und Erwartungen an die Therapie. Wichtigstes Ziel ist es, den Patienten in die Lage zu versetzen, sein eigener Therapeut zu sein (Selbstmanagement). Seine Wünsche und Bedürf-nisse bestimmen weitgehend die Inhalte der Therapie; seine Aktivitäten und die Bereitschaft neue Verhaltensmöglichkeiten auszuprobieren und einzuüben deren Ablauf.
In der klassischen Verhaltenstherapie lag der Schwerpunkt der Veränderung auf der Be-trachtung und Gestaltung von äußeren Konsequenzen auf das ausgewählte Verhalten hin. In der kognitiven Verhaltenstherapie wird der individuellen Interpretation und Qualität von inneren Prozessen Rechnung getragen. In der Therapie geht es darum, dysfunktionale und problematische Einstellungen, Denk- und Verhaltensweisen zu erkennen und mit Unterstüt-zung des Therapeuten zu verändern.
Die neuen achtsamkeitsorientierten Ansätze unterstützen die Wahrnehmung innerer Pro-zesse ohne sie gleich mit Gedanken in Zusammenhänge und Bewertungen zu stellen. Erlebe ich Durst, ohne gleich dem Impuls des Handelns zu folgen Beobachter, so gewinne ich Frei-heit und einen Zeit-Raum für eine Wahl von Veränderung.
Hakomi
Weiterbildung 1992-94
Ein tiefenpsychologisch fundierte und erfahrungsorientierte Methode ist die „Hakomi“, die sich stark am Körper orientiert. Das Wort „Hakomi“ ist ein Wort, das in der Sprache der Hopi-Indianer „Der, der du bist“ oder in Frageform „Wer bist Du?“ bedeutet. Es gibt die Neugier im Hakomi wieder, die für die individuelle-subjektive Welt des Einzelnen besteht.
Die Hakomi-Methode (Ron Kurtz) kombiniert westliche Psychotherapie und systemische Theorie mit östlicher Philosophie und körperzentrierten Techniken. Dabei beachtet sie fünf Grundprinzipien:
Achtsamkeit: anders als in der VT als Teil des therapeutischen Prozesses
Gewaltlosigkeit: jede Manipulation, jedes Drängen oder Vorschlagen wird vermieden
Selbstorganisation: diese vorausgesetzt, gilt es Barrieren zu erkennen und evtl. zu
verändern
Körper-Geist-Seele: Einheit meint deren beständige Wechselwirkung
Einheit: versteht den Menschen als Teil eines größeren Ganzen
In diesem Verständnis spiegeln sich in Körperstruktur, Haltungen, Bewegungen und Atem- und Energiemuster die Empfindungen und Erfahrungen des Menschen und können jenseits der Worte erfahren werden, in dem sie aktualisiert und erfahrbar werden, um neue Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen.
Trauma
Ein Trauma ist jedes Ereignis, das unsere Kompetenz übersteigt, unseren Schutz verletzt und uns mit einem Gefühl der Überwältigung und Hilflosigkeit zurücklässt. Traumatisierende Ereignisse im psychischen Bereich haben vielerlei Gestalt:
Lebensäußerungen werden auf das Überleben reduziert, die Überlebensregel gelebt. Lebensgenuss ist nur in den ursprünglich dem Trauma fernen Lebensbereichen möglich.
In der Traumatherapie geht es im psychischen Bereich darum, den Betroffenen zu vermitteln, dass ihr Verhalten, Denken und Fühlen eine normale Reaktion auf ein extremes Ereignis darstellt und dies verständlich zu machen. Zum anderen werden den Betroffenen innere und äußere Ressourcen aufgezeigt, die es ihnen ermöglichen, das Erlebte zu verarbeiten. Allgemein werden als Schritte dabei unterschieden:
Sicherheit vor erneuter Traumatisierung
Stabilisierung
Konfrontation/Exposition
Integration
Somatic Experiencing
Weiterbildung 1999-2000, danach als Assistent und Seniorassistent bis 2008
Diese arbeitet nach diesem Grundverständnis mit Traumata mit den unvollständigen Antworten des Körpers. Das traumatische Ereignis wird körperlich und geistig neu verhandelt, indem die im Nervensystem gebundene Energie schrittweise bearbeitet wird.
Dazu ist zunächst die Erarbeitung von Ressourcen notwendig, bevor im Pendeln zwischen ihnen und den überwältigenden Erfahrungen die gebundene Überlebensenergie gelöst wird. So kann der betroffene Mensch seine Reaktion auf die Bedrohung auf natürliche Weise zum Abschluss bringen und dabei mobilisierte und festgehaltene Energie wieder entladen. Er kehrt zu seiner ursprünglichen Selbstregulierungsmöglichkeit zurück und die Symptome können sich lösen.
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing nach F. Shapiro)
Weiterbildung 2006-2008
EMDR ist eine effiziente Methode zur Bearbeitung von traumatischen Erlebnissen. Es basiert auf der Beobachtung, dass sich psychische Belastungen verringern, wenn die Augen schnell und rhythmisch bewegt werden, während der betroffene an das belastende Ereignis denkt. Heute werden unterschiedliche bilaterale Stimulationen (optisch, akustisch, taktil) angewandt, um traumatische Ereignisse durchzuarbeiten, bis sie nicht mehr belastend sondern neutral erlebt werden. Dazu gibt es für verschiedene Symptome eine Hand voll unterschiedlicher standardisierter Vorgehensweisen, die ein Teil der umfassenderen Gesamttherapie sind.
Hier schließt sich der Kreis in gewissem Sinn, weil auch die Kognitive Verhaltenstherapie ein geeignetes Verfahren zur Behandlung von Traumata ist. Bei ihr lässt sich EMDR zur Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen als Teil des Gesamtkonzeptes gut integrieren.